Scharlatane und Wunderheiler

Erstaunlicherweise ist es so eine gefährliche und bedrohliche Krankheit wie Krebs, die Menschen an den Rand der Verzweiflung und darüber hinaus bringt. Viele suchen nach Alternativen, wenn der Schulmediziner keinen Rat mehr weiß. Das ist auch grundsätzlich nicht verwerflich. Vorsicht jedoch vor obskuren Angeboten.

Es werden Vitaminpillen und Mistel angeboten. Geistheiler offerieren Ihre Dienste. Nicht jeder ist hier ein Scharlatan, aber manches Mittel hat keinen Beweis in der Wirksamkeit angetreten. Auf jeden Fall sollte der Hausarzt und/oder Facharzt des Vertrauens den Patientenwunsch ernst nehmen und respektieren.

Selbsthilfegruppen bzw. weitere Informationen zum Thema finden sich z. B. bei der Arbeitsgemeinschaft Biologische Krebstherapie oder KID.

Die Schulmediziner haben meist Berührungsängste mit dem Thema Alternativmedizin, besonders bei Krebs. Und doch vermuten viele Mediziner, dass sich bestimmt 2 Drittel der Krebspatienten auch in diesem Bereich informieren, obwohl es dazu kaum Statistiken gibt. Kranke klammern sich gerade bei dieser Krankheit an jeden noch so dünnen Strohhalm.

Dr. Walter Felix Jungi hat als Präsident der Studiengruppe für Komplementäre Methoden bei Krebs (Schweizerischen Krebsliga) einmal eine Bestandsaufnahme versucht – mit erstaunlichem Resultat:

„Von 32 Krebsligen in Europa setzen sich nur vier mit der Komplementärmedizin aktiv auseinander, und nur zwei haben Richtlinien entwickelt, wie mit Komplementärmedizin in der Versorgung umzugehen ist“, so Jungi. – Zitat Philipp Graetzel, Arzt für Innere Medizin aus DocCheck

Ungefähr ein Viertel bis drei Viertel der an Krebs Erkrankten im deutschsprachigen Raum suchen bei Krebserkrankungen Anbieter von alternativmedizinischen Therapiemethoden auf, so schätzt Jungi.

Diese Zahlen werden von Dr. Gabriele Dennert (AG Biologische Krebstherapie am Klinikum Nord in Nürnberg) bestätigt, laut 13 größeren Befragungen liegen die Ergebnisse der Antworten zwischen 20 bis fast 100 %. Das bedeutet, dass unabhängig von der Erkrankungsart ca. jeder dritte an Krebs erkrankte Patient an den alternativen Heilmethoden Interesse zeigt. Die Wahl der Methode hängt sehr stark davon ab, welchem Kulturkreis der Krebspatient angehört. Der Heidelberger Krebsinformationsdienst (KID) hat 2007 fast 2.500 E-Mail-Anfragen ausgewertet, wobei bei jeder 10. zu Alternativmedizin Informationen gewünscht wurden, besonders von Menschen im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. In Deutschland gibt es mehrere 100 Möglichkeiten für alternative Behandlungen.

Allen voran steht die Misteltherapie (16 % Anfragen), gefolgt von Nahrungsergänzungsmitteln (jeder siebte Patient) und energetischen Verfahren (jeder 8. Patient). Hinzu kommt noch eine Vielzahl weiterer alternativer Methoden, was ein deutliches Zeichen für Vertrauen in diesen Bereich aufzeigt.

Trotzdem sollte man die Augen offenhalten, zum Beispiel dann, wenn sehr viel Geld für die Hilfe verlangt wird. Für alternative Heilmethoden gibt es leider oft keine Beweise. Trotzdem sollte meiner Meinung nach ein Kranker nichts unversucht lassen, auch wenn es seinem seelischen Wohlbefinden dient, angenommen und verstanden zu werden.

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